Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Kreisboten:


07.08.2004: "Der Anfang vom Ende VI"
"Wenn die Zeitdiebe, die grauen Herren, allen Menschen ihre Zeit stehlen können, warum können sie sie der Momo nicht stehlen?" Diese Frage beschäftigt Michael Ende lange Zeit, obwohl er das Buch schon fast fertig geschrieben hat. Als er endlich die Lösung, wie man sie im Buch nachlesen kann, gefunden hat, lässt die Veröffentlichung von MOMO nicht mehr lange auf sich warten.

Im Sommer 1973, nur kurz nach dem am 25. Juni seine Mutter Luise im Alter von 81 Jahren an Magenkrebs in München verstorben war, erscheint MOMO im Thienemann Verlag. Ein harter Kampf mit dem Verleger Richard Weitbrecht um den Text und die Gestaltung des Buches war vorausgegangen. Da er sich aber kompromisslos zeigt, wird erst mit Hilfe von Hansjörg Weitbrecht MOMO nach seinen Wünschen gedruckt. Alle Zeichnungen inklusive des Schutzumschlages sowie die Idee, Bilder und Text durchgängig in Sepia-Farbe zu drucken, stammen von Michael Ende selbst, wobei er sich aber bescheidenerweise nicht für einen großen Grafiker hält.

1974 erhält er für MOMO abermals den deutschen Jugendbuchpreis. In der Nähe von Rom, wo Michael Ende nun schon einige Jahre lebt, hat sich neben seiner Lebensweise auch sein Schreibstil verändert: Es ist ein langsamer Reifungsprozess, denn er holt seine Texte immer wieder hervor, überprüft und überdenkt sie, biss er sie als druckreif betrachten kann.

Und er bleibt weiterhin vielseitig. Ende 1975 verfasst er das Libretto für die Oper des Komponisten Mark Lothar MOMO UND DIE ZEITDIEBE, die am 19. November 1979 im Landestheater Coburg uraufgeführt wird. Auch mit dem Komponisten Hans Posegga arbeitet er zusammen, der ihm empfiehlt, seine Texte als Chansons und Lieder selbst vorzutragen. Davon nimmt er aber Abstand. So wird Klaus Löwitsch für die Plattenproduktion mit dem Titel NARRENPROZESSION ausgewählt. Doch auf Endes Wunsch wird die Langspielplatte nie in den Verkauf gebracht. 1978 erhält er Besuch von dem Komponisten und Orff-Schüler Wilfried Hiller in Genzano. Eine fruchtbare Zusammenarbeit beginnt. Die Literatur bleibt aber im Vordergrund. 1979 erscheint der Welterfolg DIE UNENDLICHE GESCHICHTE. Schon die Entstehung kann man fast als solche bezeichnen.

Von Franz Wörndle