Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Kreisboten:


15.05.2004: "Der Anfang vom Ende"
Neben sportlichen Höhepunkten wie der Kajak-Weltmeisterschaft 2004 und der Ärzte-WM 2004 werden sich im Markt Garmisch-Partenkirchen auch kulturelle Höhepunkte in diesem Jahr ereignen. Im Rahmen des Kultursommers 2004 wird der 75. Geburtstag unseres berühmten Heimatsohnes unter anderem mit einer großen Ausstellung in der "Galerie des Marktes" im Kurhaus Garmisch vom 28. August bis 14. November 2004 gefeiert. Michael Ende ist am 12. November 1929 um 17.15 Uhr als Sohn der Kunstgewerblerin Lise (Luise) Ende, geb. Bartholomä, und des visionären und surrealistischen Malers Edgar Ende im Lokalkrankenhaus Garmisch auf die Welt gekommen. Dieser schreibt in einem Telegramm an seinen Vater: "JUNGE GEB. KAISERSCHNITT LISE SCHLIMM. EDGAR"
Kennengelernt hatten sich die Eltern im "Bunten Haus", in der Bahnhofstraße, dem heutigen Sitz der VR-Bank. Dort führte Luise Bartholomä nach ihrem Zuzug von Neunkirchen seit dem 08. Juli 1925 ein Geschäft für Spitzen, kunstgewerbliche Produkte und Steine aus Idar-Oberstein und wohnte direkt darüber. 1928 suchte Edgar Ende während eines heftigen Regenfalls Schutz und Unterstand im Laden von Luise. Nach angeregter Unterhaltung kam er gerne der Einladung zu einem Tee nach und so lernten sie sich kennen und lieben. Edgar Ende, Maler und Bildhauer, hatte Hamburg und seine erste Frau auf der Suche nach einem Mädchen verlassen, in das er sich verliebt hatte und das die Eltern, um es vor ihm zu schützen, angeblich nach Garmisch verbracht hatten. Am 22. Februar 1929 heirateten sie standesamtlich in Garmisch. Als Trauzeugen fungierten der junge Architekt Arthur Holzheimer, der später die Pläne für den Umbau des Olympia-Skistadions für die V. Olympischen Winterspiele 1940 in Garmisch-Partenkirchen entwarf, und Fritz Staackmann, der eine Leihbücherei im "Bunten Haus" führte und von Michael Ende mit der "Ballade vom Heldentod eines deutschen Offiziers" geehrt wurde. Luise mußte mehr oder weniger die ärmliche Familie allein mit den Erträgen ihrer Geschäfte ernähren, denn am 15. Februar 1927 hatte sie auch in Partenkirchen in der Mittenwalderstraße 2 a ein Geschäft zum Verkauf von Spitzen und Wäsche eröffnet. Edgars Werke ließen sich schlecht verkaufen und so wurde 1931 nach München-Obermenzing in die Villa des Bildhauers Joseph Floßmann (heute Marsopstraße 19) umgezogen, weil er sich dort einen besseren Verkauf seiner Gemälde erhoffte. Dies trat auch ein und die finanzielle Situation verbesserte sich. 1935 ziehen die Endes nach München-Schwabing in die Kaulbachstraße 90. 1936 kommt Michael Ende in die Volksschule und 1940 in das Humanistische Maximilians-Gymnasium. 1943 wird seine Schulklasse im Rahmen der Kinderlandverschickung in seinen Geburtsort verlegt. Die Bombenangriffe der Alliierten auf deutsche Städte werden immer heftiger, so daß deutschlandweit Schulkinder in vermeintlich sichere Orte verlegt werden. Im "Haus Kramerhof" (heute "Bernrieder Hof") und im "Roseneck" (abgebrochen, heute Sparkassen-Center) werden Michael Ende und seine Mitschüler von ihren Lehrern unterrichtet.

Von Franz Wörndle