Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Kreisboten:


10.07.2004: "Der Anfang vom Ende IV"
"Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein." Ist der erste Satz des Romans "JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER", der Michael Ende aus seiner wirtschaftlich schwierigen Situation zur Unabhängigkeit und letztendlich auch zum Wohlstand führt. Nur diesen ersten Satz bringt er vorerst zu Papier und so weiß er lange nicht, wie die Geschichte weitergehen soll. Irgendwann schreibt er einfach weiter und lässt sich von einer Idee zur nächsten treiben und entdeckt so das Schreiben als Abenteuer. Das Manuskript wird immer dicker und dicker und hat das Format für ein Bilderbuch längst überschritten. Nach etwa zehn Monaten ist die Geschichte mit 500 Seiten fertig und wird an viele Verlage, allerdings ohne Erfolg, verschickt. Erst als ihm Sammy Drechsel empfiehlt, das Manuskript an den K. Thienemann Verlag in Stuttgart zu senden, keimt wieder Hoffnung auf. Lotte Weitbrecht, die damalige Leiterin des Verlags, akzeptiert die Geschichte unter der Bedingung, daß sie auf zwei Bücher aufgeteilt wird und der Vorschlag von Michael Ende, das Buch in zwei Farben drucken zu lassen, überzeugt Hansjörg Weitbrecht und der Erfolg gibt ihnen recht. Darüber hinaus nimmt Michael Ende auch Einfluß auf die graphische Gestaltung des Buches und gemeinsam mit dem Grafiker Franz Josef Tritt entwickelt er das graphische Konzept. 1960 wird der erste Band "JIM KNOPF UND DER LOKOMOTIVFÜHRER" veröffentlicht und erhält völlig überraschend den Deutschen Jugendbuchpreis. Sechs Wochen ist er auf Lesereise unterwegs. Nun sind alle Geldsorgen erledigt. Als 1962 "JIM KNOPF UND DIE WILDE DREIZEHN" als zweiter Band erscheint und die Aufführung der Augsburger Puppenkiste, die vom Hessischen Rundfunk produziert wird, ein voller Erfolg wird, kommt der Verlag kaum mehr mit den Neuauflagen nach. Damit kann er es sich leisten, seine Mitarbeit beim Rundfunk aufzugeben und sich ganz seinem ursprünglichen Plan, für das Theater zu schreiben, widmen. Er zieht mit seiner Mutter in die Ainmillerstraße 13. Am 7. August 1964 heiraten Ingeborg Hoffmann und Michael Ende in Rom. Ihr Trauzeuge ist kein geringerer als der Volksschauspieler Walter Sedlmayr.

Von Franz Wörndle