Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Tagblatt:


23.07.2004: "Blutsbrüder verbunden in phantastischen Welten"
Schulfreund erinnert sich an Michael Ende

Garmisch-Partenkirchen - Mit den phantastischen Welten Michael Endes ist er praktisch aufgewachsen. Seit ihrer Schulzeit verband Wolfgang Dieter Haehn aus Bad Heilbrunn eine enge Freundschaft mit dem Schriftsteller, der heuer seinen 75. Geburtstag gefeiert hätte. Zusammen mit Bodo Reichenbach, "dem dritten im Bunde", spielten sie Indianer, schlossen Blutsbrüderschaft und wurden schließlich 1943 vom Münchner Max-Gymnasium im Rahmen der Kinderland-Verschickung nach Garmisch-Partenkirchen gebracht.

In seinem Geburtsort führte Michael Ende die Klassenkameraden unter anderem zum Bunten Haus an der Bahnhofstraße, wo er von 1929 bis 1931 mit seinen Eltern gelebt hatte. Ansonsten erinnert sich der 76-Jährige nicht gerne an "die harte Zeit", die die Burschen während der letzten Kriegsjahre im Werdenfelser Land verbrachten. "Wir mussten viel hungern", erzählt er und berichtet sogar von einer Rebellion gegen Lagerleitung und Professoren.

An der Freundschaft der drei Jugendlichen vermochte auch diese Erfahrung nichts zu ändern. Haehn nahm bei Michaels Vater Edgar Ende Mal- und Anatomie-Unterricht: "Ich habe schon in der Schule begeistert gezeichnet" - allerdings nicht im Stil des Surrealisten. "Bei ihm konnte man bis in die hintersten Tiefen blicken und seine Phantasie spielen lassen", findet er. Daher wunderte es ihn auch nicht, dass sein Freund seinen Einfallsreichtum für die Literatur nutzte. "Momo" und "Die unendliche Geschichte" kennt Haehn vor allem dadurch, dass er sie seinem Sohn Michael, der auch Endes Patensohn ist, vorgelesen hat. Besonders begeistert er sich aber für den "Wunschpunsch" und den "Goggolori". Vor allem letzteres Werk gefalle ihm, sagt Haehn, "Michael konnte sehr mystisch bayerisch empfinden."

Dass er das Andenken an seinen Freund bewahrt, ist für ihn selbstverständlich. Daher kommt er auch zur Eröffnung der Erlebnis-Ausstellung "Der Anfang vom Ende" am 28. August im Rahmen des Kultursommers. Einen ersten Besuch stattete er dem Markt schon jetzt ab: Nachdem Haehn erfahren hatte, dass die Gedenktafel kaum mehr zu lesen ist, polierte er sie kurzerhand mit Stahlwolle. tab