Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Tagblatt:


27.08.2004: "Experiment mit Farben, Formen und Figuren"
Studenten und Lehrlinge der Schnitzschule gestalten Ausstellung "Der Anfang vom Ende"

Garmisch-Partenkirchen - Räume erfinden. Ein Erlebnis produzieren. Spannung erzeugen. Das war die Aufgabe. 4000 Stunden steckten Studenten und Lehrlinge der hiesigen Schnitzschule in die Gestaltung der Ausstellung "Der Anfang vom Ende". Sie wollten die Welt des Momo- und Jim-Knopf-Erfinders Michael Ende auf "nicht trockene Weise" präsentieren und haben dabei selbst viel gelernt, sagt Innenarchitekt Roger Mandl, Lehrer an der Fachakademie für Holzgestaltung. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Kultursommerleitung und Schnitzschule bei der Produktion des Bühnenbildes zum "Weibsteufel" im Sommer 2003 lag es nahe, auch heuer zu kooperieren.

Unter der Leitung Mandls fertigten zwölf studierende Schreinermeister mit Unterstützung von zwölf Lehrlingen der Berufsfachschule für Schreiner die Bestandteile der Ausstellung. 500 Quadratmeter Plattenmaterialien, 140 Quadratmeter Teppich, 13 Quadratmeter Textilien, Farben, Lacke und Verbindungsmittel wurden verbaut, um eine phantastische Welt entstehen zu lassen, in welcher der räumliche Eindruck und die Exponate zu einem Gesamten werden. Unter engen Bedingungen - die Schnitzschule ist für solche Dimensionen nicht gedacht - wurden die Ideen umgesetzt. Sind sie gelungen? "Niemand erwartet die Eröffnung der Ausstellung mit mehr Spannung als die Beteiligten", gesteht Mandl, der selber neugierig ist, wie die Exponate im Verein mit den Kulissen wirken, ob diverse Experimente und Überraschungsmomente so klappen wie gedacht.

Leuchtendes Gelb empfängt den Besucher. Ein warmes, dunkles Blau (für Michael Ende die Farbe des Geheimnisses) weckt ganz andere Empfindungen. Die Auseinandersetzung mit Farbe spielte eine große Rolle bei der Gestaltung der acht Räume. Grau beherrscht den Momo-Bereich. Ein stilisiertes Amphitheater. Zigarrenstummel. Gasmasken. Der Eindringling spürt den kalten Lufthauch, fühlt durch das Ticken der Uhr die Zeit. Die Macher haben sich große Mühe gegeben, den Büchern atmosphärisch nachzuspüren. Im Initialraum geht es um die künstlerische Entwicklung Michael Endes. Das Thema "Spiegel im Spiegel" spiegelt die Beziehung von Vater und Sohn wieder. Auch der Schaffensprozess des Vaters Edgar Ende wird nachvollzogen, in schwärzestem Schwarz. Der Maler hat seine Bilder im Dunkeln skizziert, mit der Taschenlampe nur den Ausschnitt auf dem Papier beleuchtet, an dem er gerade arbeitete, immer bei der gleichen Musik.

Die Phantastische Gesellschaft hat die Schnitzschüler mit einem Budget von 23 600 Euro ausgestattet. Durch Firmen wurden weitere 12 000 Euro hereingeholt und die Schule steuert durch Leihgaben etcetera noch einmal 8000 Euro bei. Den Schülern, so resümiert Roger Mandl, bleibt nicht nur das Engagement für eine kulturelle Sache. Während sie sonst im Modell arbeiten, konnten sie ihre Entwürfe jetzt 1:1 umsetzten, konnten Teile zu einem großen Projekt beisteuern, Teamwork praktizieren und selbst montieren. In solchen Dimensionen könne man das sonst im Schulalltag schwer realisieren.

Von Eva Stöckerl